Der Schauspieler > Die Gute Nachricht nach Johannes


Der Jünger Johannes erzählt “sein” Evangelium aus unmittelbarster Nähe zu Jesus; er gibt die Gespräche und Dispute, die Jesus mit seinen Anhängern und Gegnern führte, so überraschend vielschichtig und ausführlich wieder, dass man sich augenblicklich in die Geschichte hineingezogen sieht: schon bald wird man konfrontiert mit dem Anspruch Jesu der Messias, der Gesalbte Gottes, also der Sohn des Allmächtigen zu sein.

Dass Jesus damit einen Teil des jüdischen Volkes und vor allem seine priesterliche Führerschaft gegen sich aufbringt, ist klar. Wer kann sich Gott unter Menschen schon als bettelarmen, vagabundierenden Wanderprediger vorstellen? Ist es nicht eine ungeheuerliche Lästerung, die dieser Jesus da vorbringt?

Andererseits: Seine Taten! Er ist wahrhaftig ein Mann der erstaunlichsten Wunder, ja ein Prophet und setzt mit seinen Worten den höchsten moralischen Maßstab, der überhaupt vorstellbar ist - schlicht göttlich! Übrigens (um eine immer wieder aufflammende Diskussion aufzugreifen): Ist es wirklich antisemitisch, bzw. antijüdisch, wenn Johannes in seinem Bericht ständig “die Juden” in die Verantwortung nimmt für für all das Böse gegen Jesus, bis hin zu seiner bestialischen Hinrichtung? Kann Johannes, der ja selbst ein hingebungsvoller, frommer Jude ist, der alles was er hat aufgibt, um dem jüdischen Rabbi Jesus zu folgen; der an die messianischen Weissagungen der jüdischen heiligen Schriften glaubt: kann dieser durch und durch jüdische Johannes antijüdische Tendenzen bei den Lesern seines Evangeliums wecken wollen? Oder drückt sich in dieser verallgemeinernden Formulierung (“die Juden”) nicht vielmehr die verzweifelte, vielleicht auch ohnmächtig wütende Trauer darüber aus, dass gerade die Einflussreichsten und Führer seines jüdischen - auserwählten - Volkes den Messias nicht erkennen wollen und ihn verwerfen?

Kann man in diesem Zusammenhang überhaupt von Antijudaismus sprechen? Schließlich handelt die Geschichte fast ausschließlich von Juden. Römer und andere Heiden kommen hier nur am Rande vor. Und: “Von den Juden kommt das Heil” (Zitat Jesu in Johannes 4,22) - auch für die Juden und für alle anderen Völker natürlich - in Gestalt eines Juden, des Juden Jesus!

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